Frau Menig, wie können Parkinsonbetroffene davon profitieren, wenn sie sich Tipps für den Alltag beschäftigen?
Die Lebensqualität im Alltag ist für Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Parkinson besonders wichtig. Das tägliche Leben sollte nicht als zusätzliche Last empfunden werden, sondern so gestaltet sein, dass wir weiterhin Freude an bestimmten Tätigkeiten haben. Wenn wir Belastungen erkennen und für Vereinfachungen sorgen, können wir die Selbstständigkeit und unser Wohlbefinden erhalten. Tipps und Tricks helfen dabei, den Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Etwa das Einkaufen: Manche Personen finden es anstrengend und nutzen lieber Online-Dienste, um Lebensmittel bequem von zu Hause aus zu bestellen. Andere hingegen schätzen den Besuch im Laden und die Auswahl an frischem Obst und Gemüse. Beides ist völlig in Ordnung, solange es individuell passt und Freude bereitet.
Wer kann davon profitieren? Frühbetroffene oder Menschen, bei denen die Krankheit schon weiter fortgeschritten ist?
Beide Gruppen können von Alltagstipps profitieren. Es spielt keine Rolle, in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet. Es ist immer wichtig zu analysieren, welche Aufgaben im Alltag mühsam sind und welche Freude bereiten. Im fortgeschrittenen Stadium treten in der Regel mehr Schwierigkeiten auf, aber auch Frühbetroffene sollten frühzeitig Unterstützung und Vereinfachungen in Betracht ziehen, um Komplikationen vorzubeugen. Schon in frühen Stadien kann vor allem externe Hilfe den Alltag erheblich erleichtern.
Welche Fragen rund um ihren Alltag beschäftigen Parkinsonbetroffene am meisten?
Bei fortgeschrittenen Parkinsonpatienten sind häufige Fragen: Wie kann ich mich morgens beim Waschen und Anziehen besser organisieren? Wie bewältige ich die Mobilität im Bett oder das morgendliche Aufstehen? Auch das Medikamentenmanagement ist ein zentrales Thema. Nehmen wir das Beispiel, sich selbstständig anzukleiden: Hier können Hilfsmittel wie Anziehhilfen oder rutschfeste Matten im Badezimmer den Alltag erleichtern. In der Rehabilitation unterstützen wir die Patientinnen und Patienten dabei, diese täglichen Herausforderungen zu meistern und trainieren dazu den Einsatz von Hilfsmitteln. Leider sehen wir oft erst die fortgeschrittenen Fälle, doch auch in den frühen Stadien ist es ratsam, an eine stationäre Rehabilitation zu denken.
Worauf sollten Fachleute aus der Ergo- und Physiotherapie achten, wenn sie mit Parkinsonbetroffenen arbeiten?
Sie sollten eng mit den Betroffenen und ihren Angehörigen zusammenarbeiten. So können sie herausfinden, welche Bereiche des Alltags besonders wichtig sind. Im Weiteren sollten sie den Fokus auf Edukation legen. Dabei geht es oft um Sicherheit, etwa um die Reduktion des Sturzrisikos. Ein weiteres gutes Beispiel für Edukation ist die Mobilität: Bei Betroffenen, die Schwierigkeiten haben, vom Bett aufzustehen, können Therapien und spezielle Techniken helfen, das morgendliche Aufstehen zu vereinfachen. Es ist auch entscheidend, die Medikation und ihre Wirkung im Blick zu haben, da dies den Tagesablauf stark beeinflussen kann. Und nicht nur praktische Tipps sind wichtig, sondern es geht auch darum, emotionalen Beistand zu leisten.
An wen wenden sich Parkinsonbetroffene und pflegende Angehörige bei Fragen zum Alltag am besten?
Es gibt viele Möglichkeiten, sich Unterstützung zu holen. Selbsthilfegruppen sind ein guter Ort, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Organisationen wie Parkinson Schweiz oder ähnliche Vereine in Deutschland und Österreich bieten ebenfalls hilfreiche Informationen und Programme an. Auch die Rheumaliga Schweiz verfügt über gute Angebote, und in Bezug auf Hilfsmittel gibt es einige Firmen mit sehr guter Beratung. Wenn professionelle Unterstützung notwendig ist, sollten Betroffene sich an Fachleute aus der Ergo- oder Physiotherapie wenden. Wichtig ist, vorher zu prüfen, ob sie Erfahrung mit Parkinson haben. Ein guter Ort, um sich auszutauschen, können auch Freizeitangebote für Parkinsonbetroffene sein, wie Yoga, Qigong oder auch gemeinsame Ausflüge. Diese Aktivitäten fördern nicht nur die körperliche Beweglichkeit, sondern bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und neue Lebensfreude zu entdecken.
Im Dezember erscheint eine überarbeitete Publikation von Parkinson Schweiz zu Alltagstipps, die kostenlos heruntergeladen werden kann.
Im Journal 3/2024 berichteten wir im Schwerpunkt-Artikel zu diesem Thema. Der Beitrag ist ab Anfang Dezember auf unserer Webseite verfügbar.
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