Schmerzen bei Parkinson

Gut die Hälfte der Parkinsonbetroffenen berichtet über Schmerzen, die als ziehend, brennend, krampfartig, rheumatisch oder mit «Ameisenlaufen» beschrieben werden.


Schmerzen treten bei über der Hälfte der Parkinsonbetroffenen auf, vereinzelt bereits in der Frühphase der Erkrankung. Es kann sich dabei um krampfartig ziehende Muskelschmerzen mit Fehlhaltung von Rumpf und Hals handeln, mit resultierenden Nacken- und Rückenschmerzen. Oder um diffuse Missempfindungen wie Brennen oder «Ameisenlaufen», die den ganzen Körper in wechselnder Lokalisation betreffen können. Sie gehören ebenso wie die depressive Verstimmung, welche die Schmerzempfindung verstärken kann, zu den nicht-motorischen Parkinsonsymptomen. Sie werden oft nicht mit der Krankheit in Verbindung gebracht, sondern als klassische Knochen-, Muskel- oder Gelenkschmerzen eingeordnet.

Die durch die motorischen Kardinalsymptome (u. a. Rigor) des Morbus Parkinson bedingten Schmerzen treten vor allem in den Off-Phasen auf und sprechen in der Regel auf die zeitgerechte Anpassung der Behandlung an. In Einzelfällen können massive Fehlhaltungen von Rumpf (Kamptokormie, Pisa-Phänomen) und Hals (Torticollis) auftreten und mit starken lokalen und ausstrahlenden Schmerzen einhergehen. Auch Krämpfe aufgrund von Dystonien, vor allem in den unteren Extremitäten, die beim Absinken des Dopaminspiegels auftreten können, sprechen in der Regel auf die Erhöhung der dopaminergen Medikation an. Zudem wird vermutet, dass die zentrale Schmerzverarbeitung bei an Morbus Parkinson Erkrankten aufgrund der gestörten dopaminergen Regulation verändert ist. Denn die hemmende Wirkung der Basalganglien auf die Schmerzregelkreise fällt weg. Es handelt sich dabei um diffuse Schmerzen, die auch Muskeln und Gelenke betreffen können, allerdings meist mit wechselnder Lokalisation.

Bei diesen teils als «rheumatische Schmerzen» bezeichneten Empfindungen ist oft die optimale Anpassung der dopaminergen Medikation nicht ausreichend. Es sollte an klassische analgetische Medikationen wie Paracetamol oder nicht-steroidale Antiphlogistika gedacht werden. Da diese Schmerzen statistisch häufiger mit einer Depression auftreten, kann der Einsatz von antidepressiv und anxiolytisch (angstlösend) wirkenden Medikamenten indiziert sein. Auch die Anwendung von Opioid-Rezeptor-Agonisten, z. B. Oxycodon, muss im Einzelfall kritisch hinterfragt werden und ist indikationsabhängig ähnlich wie Botulinustoxin und spasmolytisch (krampflösend) wirkende Medikamente einzusetzen. Ferner kann auch die Tiefe Hirnstimulation (THS) eine Schmerzsuppression bei Parkinsonpatienten bewirken.

Der frühzeitige Einbezug des behandelnden Neurologen in die Schmerztherapie ist sehr wichtig, um unnötige und letztendlich auch erfolglose operative Eingriffe zu vermeiden. Immer zu denken ist an körperliche Übungen und individuelle physiotherapeutische Massnahmen, die dopaminerge sowie schmerzhemmende nicht-dopaminerge Regelkreise aktivieren und in der Schmerzbehandlung unterstützend wirken. Bei komplexen therapieresistenten Fällen kann eine individuelle, ganzheitliche, therapeutische und medikamentöse Schmerzbehandlung im neurorehabilitativen, stationären Setting indiziert sein.
Dr. med. Klaus Meyer

PDF Schmerzen bei Parkinson

 

Pflege bei Schmerzen

Parkinsonbetroffene berichten oft über Schmerzen. Um die richtige Therapie anzuwenden, braucht es eine aufmerksame, differenzierte Beobachtung vonseiten der Pflegenden.

Pflege bei Schmerzen

Schmerzen klassifizieren

Für eine effiziente Behandlung, braucht es eine korrekte Diagnose. Ein Fragebogen bietet einen neuen Ansatz, um Schmerzen richtig zu diagnostizieren – aufbauend auf eine Parkinson-Schmerzklassifikation.

Schmerzen klassifizieren

Psychologische Schmerztherapie

Schmerzen senken die Lebensqualität. Neben einer fachlich korrekten Abklärung der Ursachen und einer zielführenden Behandlung hilft auch eine akzeptierende Haltung.

Schmerztherapie

Palliative Care bei Parkinson

Die Pflege am Lebensende von Parkinsonbetroffenen erfordert Fachwissen. Es gilt, die bedarfsgerechte Pflege sicherzustellen und Schmerzen zu vermeiden.

Palliativ-Pflege

Pflege- und Alltagsfragen

Elisabeth Ostler

Die Pflegefachfrau HF und Parkinson-Nurse Elisabeth Ostler beantwortet Ihre Fragen zum Thema Parkinson im Alltag:
043 277 20 69
elisabeth.ostler(at)parkinson.ch

Online-Sprechstunde

Stellen Sie Ihre Frage. Neurologen beantworten medizinische Fragen rund um Parkinson.

Frage stellen

Der Autor

Der Neurologe Dr. med. Klaus Meyer leitet die Neurorehabilitation an der Klinik Bethesda in Tschugg.

Zum Anfang gehen