Ergotherapie bei Parkinson

Interview mit der diplomierten Ergotherapeutin Cristina Baviera. Sie arbeitet in der Klinik Bethesda. Cristina Baviera erklärt ihren Beruf, erzählt aus ihrem Alltag und gibt Tipps. Sie sagt: «Unwichtiges soll man delegieren».


Frau Baviera, welches Ziel verfolgt die Ergotherapie?
Die Ergotherapie will Autonomie, Handlungsfähigkeit und Lebensqualität von Patienten möglichst lange erhalten.

Was gilt es bei Parkinsonbetroffenen zu beachten?
Die Fluktuationen bzw. die On-Off-Phasen und die Blockaden sind zu berücksichtigen. Behandelt man eine Person während einer On-Phase, heisst das nicht, dass die Aktivität immer gleichermassen ausgeführt werden kann. Spezifisch sind die Tricks gegen die Start- und Gehblockaden. Wichtig ist zudem, dass Betroffene Doppelaufgaben möglichst vermeiden, nicht gleichzeitig telefonieren und kochen.

Es gibt Hilfsmittel für Parkinsonbetroffene. Beschreiben Sie mir einige?
Da gibt es viele: Anziehhilfen für Hosen und Unterhosen, Sockenanzieher, Schuhbändelstopper oder das Badewannenbrett. Als Esshilfen gibt es Besteckverdicker, leichte oder schwere Gläser oder einen Tellerrand. Wichtig ist, die Hilfsmittel nicht einfach auszuhändigen, sondern zu hinterfragen, ob die Person Mühe beim Trinken hat, weil die Kraft fehlt, um das Glas zu halten, oder weil der Tremor sehr präsent ist. Entsprechend soll die Therapie angepasst werden. Auch alternative Strategien gilt es zu berücksichtigen, denn nicht alle Personen sind begeistert von Hilfsmitteln.

Was tun Sie, wenn jemand in Ihrer Therapie ein Hilfsmittel einfach nicht nutzen will?
Das respektiere ich. Ich evaluiere, ob es noch andere Möglichkeiten zur Unterstützung gibt.

Wann soll mit einer Ergotherapie angefangen werden?
Eine Kontaktnahme mit Ergotherapeuten ist gleich nach der Diagnose sinnvoll. Spätestens aber, wenn erste Einschränkungen im Alltag festgestellt werden, etwa beim Kochen, Essen oder Schreiben. Ratsam ist es, die Angehörigen miteinzubeziehen, damit sie Tipps erhalten, wie sie die betroffene Person unterstützen können.

Sie sind jung. Wie wirkt sich der Altersunterschied zu den meist älteren Patienten aus?
Es gibt jeweils einen interessanten Austausch. Ich kann die Patienten durch die Therapie unterstützen und sie geben mir weise Tipps auf den Weg.

Was sind Ihre Tipps und Tricks für Parkinsonbetroffene?
Parkinsonbetroffene sollen Prioritäten setzen. Was ihnen wichtig erscheint, sollen sie versuchen, möglichst lange selber zu machen. Unwichtiges kann man anderen überlassen.

Mit Ergotherapeutin Cristina Baviera sprach Dr. phil. Eva Robmann Eva Robmann. Publikation: Magazin Parkinson 122.

Hausaufgaben für Patienten mit Parkinson

Übungen und Hilfestellungen für Betroffene und Angehörige
Autoren: Harald Jansenberger; Johanna Mairhofer

A5, 96 Seiten, 2014
Hofmann-Verlag, Schorndorf

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