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Schmerzen bei Parkinson

Die meisten Menschen mit Parkinson leiden im Verlauf ihrer Erkrankung unter Schmerzen. Dennoch werden sie häufig übersehen oder nicht angemessen behandelt. Weshalb ist das so? Und was können Betroffenen tun, damit Schmerzen frühzeitig erkannt werden?

Vier von fünf Personen mit Parkinson leiden unter chronischen Schmerzen. Sie können sich ganz unterschiedlich äussern: als schwere Zehen- oder Wadenkrämpfe, als eine Art Muskelkater in den Beinen, als Verspannung im Rücken, als Glieder- und Knochenschmerzen. Und Schmerzen können sich auch als diffuse Missempfindungen wie Brennen oder Stechen im ganzen Körper oder als sogar Beschwerden im Darmbereich äussern. Viele Betroffene sind dadurch in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt.

Viele Ursachen

Schmerzen bei Parkinson können als Frühsymptome wie auch im Verlauf der Erkrankung auftreten. Frauen mit Parkinson leiden häufiger unter Schmerzen, ebenfalls jüngere Personen oder wenn Schlafstörungen oder Depressionen vorliegen.

Sie gehören zu den nicht-motorischen Symptomen und können viele Ursachen haben. Sie können direkt mit Parkinson und der damit verbundenen Störung der Dopaminstimulation zusammenhängen. Sie können durch Fehlhaltungen oder Gangstörungen (als Folge der Parkinsonerkrankung) ausgelöst werden. Und nicht-motorische Symptome wie Angstzustände oder Schlafstörungen können Schmerzen verstärken.

Schmerzen werden zu wenig beachtet

Obwohl Schmerzen weit verbreitet sind und den Alltag der Betroffenen belasten, werden sie häufig nicht richtig eingeschätzt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Es ist oft nicht einfach, den Zusammenhang von Schmerzen mit der Parkinsonerkrankung zu erkennen. Bei der Diagnose, aber auch bei der Therapie der Parkinsonerkrankung stehen in aller Regel die motorischen Symptome im Vordergrund. Zudem suchen Betroffenen meist aufgrund motorischer Symptome einen Neurologen oder eine Neurologin auf.

In der Folge werden Schmerzen häufig nicht mit der Grunderkrankung in Verbindung gebracht, sondern irrtümlicherweise als klassische Knochen-, Muskel- oder Gelenkschmerzen eingestuft.

Über Schmerzen sprechen

Erschwert wird die Diagnose von Schmerzen bei Parkinson, weil viele Betroffene diese in der Sprechstunde nicht thematisieren. Das sowohl Fachleute wie auch Betroffene ändern: Ärztinnen und Ärzte können gezielt fragen, ob nicht-motorische Symptome wie chronische Schmerzen vorliegen. Und Patientinnen und Patienten können von sich aus davon erzählen.

Für die Vorbereitung auf den Arztbesuch ist es hilfreich, wenn Betroffene festhalten, wann ein Schmerz auftaucht, was ihn auslöst, wie er sich anfühlt und was ihn lindert. Um nicht-motorische Symptome zu erfassen, kann der Befindlichkeitsspiegel von Parkinson Schweiz genutzt werden; zu Schmerzen gibt es einen eigenen Abschnitt.

Um den Zusammenhang zwischen Schmerzen und Parkinson zu klären, haben die Kliniken Valens zusammen mit Fachleuten aus Medizin, Pflege, Physiotherapie und Psychologie einen Fragebogen entwickelt; mehr dazu unter Schmerzen richtig diagnostizieren.

Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen

Nicht-motorische Symptome bei Parkinson zu erkennen, ist auch deshalb anspruchsvoll, weil sie anderen Krankheitsbildern sehr ähnlich sind. Treten Schmerzen auf, bevor sich motorische Störungen ausgebildet haben, werden sie häufig als orthopädisches Problem fehlgedeutet. Der Zusammenhang zu einer neurologischen Erkrankung wird nicht erkannt. Stattdessen werden dann gewöhnliche Schmerzmittel verabreicht. Bei Schmerzen, deren Ursache Parkinson ist, hilft das nur bedingt. Und es kommt sogar zu chirurgischen Eingriffen, die - nicht überraschend - keine Linderung bringen.

Dopaminmangel als Verstärker

Nicht nur im frühen Stadium, auch im weiteren Verlauf der Erkrankung können bei Parkinson Schmerzen auftreten, die nicht in Zusammenhang mit der Grunderkrankung gebracht und daher nicht zufriedenstellend therapiert werden.

Der Grund ist folgender: Die Intensität, mit der Schmerz empfunden wird, hängt von der Dopaminkonzentration im Gehirn ab. Während Off-Phasen, also wenn die Medikamente schlechter wirken, ist die Schmerzschwelle niedriger. Die Betroffenen empfinden Schmerzen dann intensiver. Durch Gabe von Dopamin steigt die Schmerzschwelle wieder an, und der Schmerz wird nicht oder weniger stark empfunden.

Drei Arten von Parkinsonschmerzen

Mit Blick auf eine gezielte Therapie unterscheidet man heute drei Arten von Schmerzen, die im Zusammenhang mit Parkinson stehen. Jeder dieser Kategorie umfasst eine Reihe unterschiedlicher Schmerzen. Die Zuordnung basiert darauf, wie Betroffene die Schmerzen empfinden.

  • Am häufigsten treten Schmerzen durch Schädigung oder Entzündung von Gewebe auf (nozizeptive Schmerzen). Meist sind Muskeln, Knochen oder Gelenke betroffenen; in diesem Fall spricht man von muskuloskelettalen Schmerzen. Typische Beispiele sind Schulter- oder Rückenschmerzen, etwa aufgrund einer Sehnenentzündung oder der Versteifung von Muskeln.
  • Etwas weniger verbreitet sind Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen), ausgelöst durch eine Schädigung von Nervenfasern. Sie können sich als Brennen, schmerzhafte Kälte, Stechen, Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Juckreiz äussern und betreffen eine bestimmte Körperregion.
  • Sind Schmerzen weder auf Gewebe- noch Nervenschädigungen zurückzuführen, kann es sich um einen noziplastischen Schmerz handeln. Diese Empfindungen sind häufig diffus und über grössere Körperregionen verbreitet. Sie werden durch eine Beeinträchtigung der Schmerzverarbeitung verursacht.

Schmerzen unabhängig von Parkinson

Parkinsonpatientinnen und -patienten können auch unter Schmerzen leiden, die nicht im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung stehen. Man schätzt, dass etwa 30 Prozent der Schmerzen von Betroffenen darunterfallen. Dazu zählen zum Beispiel Rheuma oder altersbedingten Veränderungen von Gelenken und der Wirbelsäule. Diese können durch die Parkinsonsymptome, zum Beispiel Fehlhaltungen, verstärkt werden, was insbesondere für Rücken- und Schulterschmerzen gilt.

Prof. Dr. med. Veit Mylius, 2025

Auf einen Blick

Die wichtigsten Fakten zu Schmerzen bei Parkinson

Tipps für den Arztbesuch

Schmerzen genau beschreiben

Faktenblatt Schmerzen

Referenzen

Lancet Neurology, Vol 24 (2025)

Advances in diagnosis, classification, and management of pain in Parkinson’s disease

Lancet Neurology

Parkinfon

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