Diagnose von Schmerzen
Um Schmerzen bei Parkinson wirksam zu behandeln, gibt es einen Schlüssel: die exakte Diagnose. Ein standardisierter Fragebogen macht es möglich, Schmerzen zu klassifizieren.
Schmerzen bei Parkinson werden häufig übersehen oder falsch gedeutet. Für die Betroffenen ist dies sehr belastend, bleibt dadurch doch die richtige Therapie aus oder es kommt zu Fehlbehandlungen.
Dass eine korrekte Diagnose schwierig ist, liegt an der Erkrankung selbst. Den Zusammenhang zwischen Schmerzen und Parkinson zu erkennen, ist anspruchsvoll; siehe Schmerzen bei Parkinson. Es hat aber auch damit zu tun, dass viele Fachleute bis heute nicht systematisch nach Schmerzen fragen. Standardisierte Ansätze zur Klassifizierung von Schmerzen werden erst selten eingesetzt.
Um das zu ändern, haben die Kliniken Valens zusammen mit internationalen Fachleuten aus Medizin, Pflege, Physiotherapie und Psychologie einen speziellen Fragebogen entwickelt. Damit können die Schmerzen und ihr Auftreten im Verlauf der Erkrankung exakt erfasst werden. Und es lässt sich feststellen, ob diese durch die Parkinsonerkrankung bedingt sind oder nicht. Diese Unterscheidung ist zentral für eine präzise Diagnose und eine zielgerichtete Therapie.
Fünf Fragen machen den Unterschied
Als chronisch gelten Schmerzen, wenn sie mindestens drei Monate lang bestehen. Um zwischen Schmerzen zu unterscheiden, die durch Parkinson bedingt sind, und unabhängig davon auftretenden Schmerzen, werden Betroffenen fünf Fragen gestellt:
- Sind die Schmerzen gleichzeitig mit ersten Parkinsonsymptomen aufgetreten?
- Haben sich die Schmerzen mit dem Ausbruch der Parkinsonerkrankung verschlimmert?
- Treten die Schmerzen in Off-Phasen auf, wenn die motorischen Beeinträchtigungen stärker sind, also bei geringer dopaminerger Stimulation?
- Stehen Schmerzen im Zusammenhang mit dopaminerger Überstimulation und Überbewegungen (On-Dyskinesien)?
- Lassen die Schmerzen bei dopaminerger Behandlung nach?
Wird mindestens eine dieser Fragen mit Ja beantwortet, ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Schmerzen im Zusammenhang mit Parkinson stehen.
Wie Schmerzen empfunden werden.
Als nächstes wird erfasst, wie Betroffene die Schmerzen empfinden. Dabei werden drei Arten von Schmerzen unterschieden; siehe Schmerzen bei Parkinson.
- Schmerzen durch Gewebeschädigung (nozizeptive Schmerzen)
- Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen)
- Schmerzempfindungen, die nicht auf Gewebe- oder Nervenschädigungen zurückzuführen sind, sondern eine veränderte Schmerzverarbeitung (noziplastische Schmerzen).
Die Zuordnung der Schmerzen zur Parkinsonkrankheit und zu einem Schmerztyp gibt Hinweise auf die Ursache. Um die Behandlung festzulegen, werden mit dem Klassifikationsschema zudem Intensität, Häufigkeit und Auswirkungen der Schmerzen auf den Alltag erfasst.
Für alle Fachleute wertvoll
Der Fragebogen richtet sich zuerst an Fachleute der Neurologie. Doch das Schema zur Klassifikation von Schmerzen ist für alle wertvoll, die Menschen mit Parkinson behandeln, auch für Hausärzte, Orthopädinnen und Pflegefachleute.
Prof. Dr. med. Veit Mylius, 2025
Leitender Arzt Neurologie
Rehazentrum Valens
Auf einen Blick
Die wichtigsten Fakten zu Schmerzen bei Parkinson
Tipps für den Arztbesuch
Schmerzen genau beschreiben
Faktenblatt SchmerzenReferenzen
Lancet Neurology, Vol 24 (2025)
Advances in diagnosis, classification, and management of pain in Parkinson’s disease
Lancet NeurologyParkinfon
Ein Team erfahrener Neurologinnen und Neurologen beantwortet ehrenamtlich Ihre medizinischen Fragen zur Parkinsonkrankheit.
Parkinfon