Schmerzen wirksam behandeln
Wird erkannt, ob Schmerzen im Zusammenhang mit Parkinson stehen oder nicht, können Betroffene gezielt behandelt werden. Häufig ist es sinnvoll, wenn dabei Fachleute verschiedener Disziplinen zusammenarbeiten.
In der Schmerzbehandlung hat es über die letzten Jahre einige Fortschritte gegeben. Lange war der Zusammenhang zwischen Schmerzen und der Parkinsonerkrankung vernachlässigt worden. Die Behandlung motorischer Symptome stand - und steht zum Teil noch heute - im Fokus.
Doch inzwischen schauen Fachleute vermehrt ganzheitlich auf die Erkrankung und nehmen auch nicht-motorische Symptome ernst. So kann heute besser beurteilt werden, ob Schmerzen von Parkinson verursacht werden oder ob sie unabhängig davon auftreten. Der Ansatz zur Klassifizierung von Schmerzen, der von Fachleuten der Kliniken Valens und weiteren Institutionen erarbeitet wurde, liefert eine wertvolle Grundlage für eine zielgerichtete Therapie; siehe Schmerzen richtig diagnostizieren.
Medikamente besser einstellen
Viele Schmerzen bei Parkinson haben ihre Ursache in einer ungenügenden dopaminergen Stimulation. Zeigt sich, dass Schmerzen im Zusammenhang mit Parkinson stehen, sollten deshalb immer zuerst die Parkinsonmedikamente überprüft und mit Blick auf eine gleichbleibend gute Beweglichkeit optimiert werden. Dazu ist es hilfreich, wenn Betroffene die exakte Medikation festhalten und auch, wann Schmerzen im Tagesverlauf auftreten. So können Wirkungsschwankungen, vor allem Off-Phasen, reduziert werden. Je nach Krankheitsverlauf kann eine kontinuierliche Abgabe zum Beispiel mit Pflastern helfen, Off-Phasen zu vermeiden.
Auch kann eine Erhöhung der Levodopa-Dosis kann Schmerzen manchmal lindern. Dabei müssen aber immer auch mögliche Nebenwirkungen beachtet werden, zum Beispiel Halluzinationen, Impulskontroll- oder Kreislaufstörungen.
Bei Schmerzen im Zusammenhang mit Parkinson können nicht nur dopaminerge Medikamente eingesetzt werden. Das Spritzen von Botox hat sich zum Beispiel bei anhaltenden Muskelverkrampfungen in den Füssen als wirksam erwiesen.
Intensives Training hilft
Falls die Optimierung der Dopamingabe nicht zur gewünschten Verbesserung führt, stehen auch noch andere Therapien zur Verfügung. Als besonders gilt intensives Dauertraining. In einer Studie mit 90 Teilnehmenden nahmen die Schmerzen von Personen mit Parkinson ab, die während sechs Monaten dreimal pro Woche während 70 Minuten intensiv Nordic Walking machten. Verbesserungen traten vor allem im Rücken, in den Händen und Beinen auf.
Generell ist Menschen mit Parkinson regelmässige körperliche Betätigung zu empfehlen. Sie können damit ihre Beweglichkeit erhalten und Probleme des Bewegungsapparates, die zu Schmerzen führen, vermindern. Physiotherapie und die Anleitung zu einem Trainingsprogramm, das selbstständig ausgeführt werden kann, sind deshalb häufig Teil einer wirksamen Schmerztherapie.
Psychologische Schmerztherapie
Traurigkeit, Ängste und andere psychische Zustände und Gefühle beeinflussen die Wahrnehmung von Schmerzen. Betroffene können dadurch Verhaltensmuster entwickeln, welche die Schmerzen verstärken und aufrechterhalten. In der psychologischen Schmerztherapie wird gemeinsam mit Betroffenen versucht, den Zusammenhang zwischen psychischen Faktoren und ihren Schmerzen zu verstehen und zu bewältigen. Dabei werden die Verhaltensmuster rund um Schmerzen analysiert, und es wird nach Wegen gesucht, diese zu verändern.
Um Schmerzen zu lindern, können in der psychologischen Schmerztherapie verschiedene Instrumente eingesetzt werden. Unter den Entspannungstechniken haben sich bei muskuloskelettalen Schmerzen Yoga, Massage und Akupunktur als wirksam erwiesen. Auch Qi Gong, progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training können helfen, Schmerzen zu lindern.
Zu erwähnen sind auch Schmerzprotokolle. Sie sind nicht nur für die Diagnose wichtig, sondern helfen auch, schmerzverstärkende Alltagssituationen zu erkennen und durch eine günstigere Planung zu entschärfen.
Hirnstimulation
Die Stimulation des Gehirns mit elektrischen Signalen ist ein weiterer nicht-medikamentöser Ansatz, der bei Parkinsonschmerzen angewendet werden kann. Dazu gehört zum einen die Tiefe Hirnstimulation. Sie hilft nicht nur motorischen Defizite zu reduzieren, sondern kann parkinsonbedingte Schmerzen zum Teil deutlich reduzieren. Dies haben verschiedene Studien gezeigt. Allerdings ist dafür ein grosser operativer Eingriff erforderlich.
Zum andern kann die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) angewendet werden. Bei dieser Form der Neuromodulation, für die es keine Operation braucht, werden Hirnareale mithilfe von Magnetfeldern durch den Schädel (transkraniell) angeregt. Das Verfahren wird bei Schmerzen bei Parkinson noch erforscht; erste Studien weisen darauf hin, dass auch damit eine Verbesserung der häufigen nozizeptiven Schmerzen erreicht wird.
Schmerzen unabhängig von Parkinson
Zeigt sich anhand der Fragen zur Schmerzklassifikation, dass Schmerzen nicht mit Parkinson im Zusammenhang stehen, sind weitere Abklärungen zu den deren Ursachen erforderlich. Dies ist etwa bei Nervenschmerzen im Rücken, bei Arthrose oder bei Polyneuropathie der Fall. Auch bei diesen Schmerzen können nicht-medikamentöse Verfahren Verbesserungen bringen.
Prof. Dr. med. Veit Mylius, 2025
Leitender Arzt Neurologie
Rehazentrum Valens
Auf einen Blick
Die wichtigsten Fakten zu Schmerzen bei Parkinson
Tipps für den Arztbesuch
Schmerzen genau beschreiben
Faktenblatt SchmerzenReferenzen
Lancet Neurology, Vol 24 (2025)
Advances in diagnosis, classification, and management of pain in Parkinson’s disease
Lancet NeurologyParkinfon
Ein Team erfahrener Neurologinnen und Neurologen beantwortet ehrenamtlich Ihre medizinischen Fragen zur Parkinsonkrankheit.
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