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Das Wichtigste über Schmerzen im Allgemeinen

Schmerzen entstehen in Sinneszellen, die auf Verletzungen, Entzündungen oder andere Reize reagieren. Ihre Signale werden ans Rückenmark und ins Gehirn weitergeleitet. Eigentlich sind diese Schmerzsignale Warnzeichen des Körpers. Doch das Gehirn kann Schmerzsituationen erlernen, was zu andauerndem Schmerzempfinden führen kann.

Schmerzen betreffen uns alle. Sie können akut oder chronisch sein, körperlich oder psychisch. Wie Schmerzen empfunden werden, wird von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren beeinflusst. Manche Menschen reagieren sensibel darauf, andere weniger. Deshalb ist Schmerz immer das, was jemand in der konkreten Situation empfindet. Das macht die Kommunikation über Schmerzen etwa im Austausch mit dem Hausarzt oder der Neurologin nicht einfach.

Wie Schmerz entsteht

Schmerz entsteht in speziellen Sinneszellen, in der Fachsprache Nozizeptoren. Auf der Haut, den Muskeln und auch in vielen Organen hat es diese Schmerzrezeptoren. Sie reagieren auf Reize wie Hitze und Kälte, Druck, Verletzung und Entzündungen sowie auf Säuren und Gifte. Um erregt zu werden, benötigen sie einen recht starken Reiz, anders als etwa Geruchsrezeptoren. Und sie können sich nicht an einen wiederkehrenden Reiz anpassen. Daher führt eine schnelle Wiederholung desselben Reizes auch nicht zu einer Verminderung der Erregbarkeit. Die Schmerzen werden nicht als weniger stark empfunden.

Von den Nozizeptoren gelangen die Schmerzsignale über Nervenfasern ins Rückenmark und ins Gehirn. Dabei teilen sie Informationen über Ort, Dauer oder Art der Verletzung mit. Das Rückenmark kann auf gewisse dieser Signale sehr schnell reagieren. Wir ziehen zum Beispiel die Hand reflexartig zurück, wenn wir uns am Backofen verbrennen. Im Gehirn werden die Informationen dann weiterverarbeitet. Dadurch wird uns der Schmerz bewusst und wir können überlegen, was wir dagegen tun. Parallel dazu schickt das Gehirn Signale ans Rückenmark zurück, damit schmerzlindernde Stoffe (Endorphine) abgegeben werden.

Akute Schmerzen

Akuter Schmerz erfüllt eine wichtige Funktion: Er ist ein Warnsignal unseres Körpers und weist uns auf Gefahren durch eine Verletzung oder eine Krankheit hin. So können wir darauf reagieren. Vielfach können Schmerz bereits mit einfachen Massnahmen gemildert werden, etwa durch Entlastung nach einer Verstauchung oder Kühlung bei einem Sonnenbrand.

Chronische Schmerzen

Schmerzen können auch über längere Zeit anhalten, und unser Gehirn kann diese Schmerzzustände erlernen. Dadurch können wiederkehrende Schmerzen ein zunehmend intensiveres und auch länger andauerndes Schmerzempfinden auslösen. Gegen diesen Lerneffekt hilft es, wenn wiederkehrende Schmerzen frühzeitig und ausreichend mit Medikamenten eingedämmt werden.

Halten Schmerzen über eine Dauer von mehr als drei Monaten an, spricht man von chronischen Schmerzen. Sie können selbst dann noch auftreten, wenn deren Ursache nicht mehr besteht. Chronische Schmerzen können zu Schlafstörungen führen, die körperliche Leistungsfähigkeit und seelische Belastbarkeit reduzieren und die Lebensqualität vermindern. Fühlen sich Betroffene gegenüber Schmerzen machtlos, begünstigt dies eine depressive Stimmungslage. In dieser Stimmung werden Schmerzen oft intensiver wahrgenommen.

Behandlung von Schmerzen

Um Schmerzen richtig zu behandeln, sollte die Ursache bekannt sein. Bei Schnittverletzungen oder Verbrennungen ist dies einfach. Doch bei vielen Schmerzen lässt sich der auslösende Faktor nicht gleich exakt bestimmen. In diesen Fällen wird versucht, die Symptome zu lindern.

Für eine adäquate Behandlung ist es auch wichtig zu wissen, wie stark die Schmerzen sind, die jemand empfindet. Und das ist ebenfalls schwierig. Denn es gibt kein Gerät, mit dem sich die Sinneswahrnehmung einer Person objektiv messen lässt. Stattdessen behilft man sich mit Schmerzfragebögen oder Schmerzskalen. Bei chronischen Schmerzen ist das Führen eines Schmerztagebuchs hilfreich. Darin können Intensität, Dauer und Zeitpunkt des Auftretens von Schmerzen über einen längeren Zeitraum erfasst werden.

Bei akuten Kopfschmerzen oder Zahnweh können Schmerzmittel rasch Abhilfe schaffen. Bei gewissen Rückenschmerzen oder hartnäckigen Entzündungen ist die Behandlung anspruchsvoller, erst recht, wenn sie chronisch geworden sind.

Bei lang anhaltenden Schmerzen lassen sich Verbesserungen häufig dadurch erzielen, indem Behandlungen aus verschiedenen Bereichen kombiniert werden: neben Medikamenten auch Physiotherapie, Psychotherapie und Entspannungstechniken. Zudem können vermehrte körperliche Aktivität und die Anpassung der Ernährung hilfreich sein.

Prof. Dr. med. Veit Mylius, 2025

Referenzen

Lancet Neurology, Vol 24 (2025)

Advances in diagnosis, classification, and management of pain in Parkinson’s disease

Lancet Neurology

Parkinfon

Ein Team erfahrener Neurologinnen und Neurologen beantwortet ehrenamtlich Ihre medizinischen Fragen zur Parkinsonkrankheit.

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