Die Gefahr von Hitze ernst nehmen

Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson leiden stärker unter Hitze. Hitzewellen können eine lebensbedrohliche Gefahr darstellen. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene und betreuende Fachpersonen die Risiken erkennen.

Mit dem Klimawandel werden Hitzewellen häufiger und intensiver. Temperaturen von 30 Grad und mehr stellen eine ernstzunehmende Gefahr dar. Besonders ältere und chronische kranke Menschen setzt starke Hitze zu, darunter auch Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen.

Die Symptome nehmen zu
Welche Belastungen Hitze für Parkinsonbetroffene bedeutet, zeigt eine Studie, die an der Queensland University of Technology in Brisbane durchgeführt wurde und für die 274 Personen befragt wurden. 74% der Teilnehmenden berichteten über eine Verschlechterung der motorischen Symptome bei Hitze, 82% über vermehrte nicht-motorische Symptome. So nahmen die Schwierigkeiten beim Gehen und Gleichgewichtsstörungen zu, ebenfalls Zittern, Müdigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten. Fast die Hälfte gab an, dass es ihnen bei Hitze schwerfiel, Haushaltsarbeiten zu erledigen und sozialen Austausch zu pflegen.

Lebensbedrohliche Risiken
Das Fazit der Forschenden ist eindeutig und mit Blick auf die weltweit steigenden Temperaturen besorgniserregend: Insgesamt ist die Hitzeempfindlichkeit bei Menschen mit Parkinson weit verbreitet und hat erhebliche Auswirkungen auf die Symptomatik, die alltäglichen Aktivitäten und die Lebensqualität.

Hitzewellen beeinträchtigen nicht nur die persönliche Befindlichkeit, sie stellen für Menschen mit Parkinson eine lebensbedrohliche Gefahr dar. So weist eine in der Zeitschrift JAMA Neurology publizierte Forschungsarbeit darauf hin, dass während Hitzewellen mehr Parkinsonbetroffene in ein Spital eingeliefert werden und es zu mehr Todesfällen kommt.

Weshalb Betroffenen stärker unter Hitze leiden
Bestimmte Medikamente können autonome Körperfunktionen wie das Schwitzen erschweren. Dies deshalb, weil sie die Schweissbildung und die Durchblutung der Haut verringern. Das erhöht das Risiko einer Überhitzung. Ein anderer Faktor, auf den die Autoren hinweisen, ist die soziale Isolation. Fehlt der regelmässige Kontakt mit anderen Menschen, wird nicht oder erst zu spät erkannt, wenn jemand an Überhitzung leidet oder einen Hitzeschlag erlitten hat.

Was bei Hitze hilft
Die Forschenden geben auch konkrete Tipps, wie sich Betroffene besser vor Hitzewellen schützen können. Dazu zählt ein ausreichender Vorrat an Lebensmitteln und Medikamenten. Es hilft, viel zu trinken, möglichste ungesüsste Getränke. Auf Alkohol sollte verzichtet werden. Körperliche Anstrengungen sollte vermieden werden, ebenfalls darauf, über die Mittagsstunden ins Freie zu gehen. Wer allein lebt, tut gut daran, mit Nachbarn und Freunden in Kontakt zu bleiben. Und es ist auch hilfreich, auf Hitzewarnungen von Wetterdiensten zu achten; verschiedene Smartphone-Apps bieten solche Dienste an.

Betroffene besser schützen
Doch individuelle Vorsichtsmassnahmen reichen nicht aus. Angesichts des raschen globalen Klimawandels fordern die Studienautoren konkrete Schritte, um hitzebedingte Komplikationen bei Menschen mit neurodegenerativen Erkrankungen zu reduzieren. So sollten medizinische Fachpersonen die Auswirkungen von

Hitze in der Betreuung von Patientinnen und Patienten berücksichtigen. Dazu gehört, dass sie darauf achten, ob jemand sozial isoliert lebt. Hausbesuche oder Kontakt über Online-Kanäle können genutzt werden, um Risiken einzudämmen. Dadurch lasse sich unnötiges Leiden und Sterblichkeit verhindern, betonen die Forschenden.

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