Sprechstunde: Alkohol bei Parkinson

08.03.2022

Ich habe Parkinson. Hat moderater Genuss von Alkohol einen Einfluss auf die Wirksamkeit meiner Medikamente und auf die allgemeine Befindlichkeit?

Alkoholgenuss bewirkt im Allgemeinen kurzfristig und vorübergehend ein Gefühl der Entspannung, eine Aufhellung der Stimmung, eine Reduktion der Hemmungen und eine Erleichterung der sozialen Kontaktaufnahme. Ferner wirkt er bei Essentiellem Tremor symptomreduzierend, nicht jedoch bei der Parkinsonkrankheit. Die Sturzneigung nimmt dosisabhängig und besonders bei motorisch unsicheren Personen deutlich zu. Ausserdem werden die bei Parkinsonpatienten bestehende Beeinträchtigung des Sehvermögens (Abnahme der Kontrastwahrnehmung) sowie die Verlangsamung der Reaktionsgeschwindigkeit verstärkt, was z. B. die Autofahrfähigkeit zusätzlich vermindert, als dies bei Gesunden der Fall ist. Ferner treten schwer voraussagbare Interaktionen mit anderen auf das Gehirn wirkende Substanzen auf, wozu auch alle Anti-Parkinson-Medikamente gehören. Was unter moderatem Genuss von Alkohol verstanden werden darf, ist individuell sehr verschieden und am besten in Rücksprache mit dem Hausarzt zu klären.

Zu beachten ist, dass die Dopaminagonisten und die COMT-Hemmer (z. B. in Stalevo) den Lebermetabolismus verändern und dass Alkoholeinnahme neben einer Belastung der Abbaumechanismen in der Leber via Enzyminduktion darüber hinaus den Leberstoffwechsel langfristig verändert. Zusätzlich bewirkt Alkoholentzug resp. das Nachlassen seiner Wirkung zumindest theoretisch eine Verstärkung der Funktionsstörung der Basalganglien, die bei der Parkinsonkrankheit die meisten Symptome verursachen. Auch nimmt die Neigung zu Blutdruckabfällen in aufrechter Körperposition (ein häufiges Problem von Parkinsonpatienten) zu.

Prof. Dr. med. Peter Fuhr, März 2021

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